Was machen wir

Mit Fantasie, Kreativität und Lebensfreude gegen Armut, Unterdrückung und Gewalt
 
Frauen für Frauen  – in Mosambik und  überall

LeMuSiCa ist eine mosambikanische NRO und als solche Träger von Projekten, die von europäischen Geldgebern finanziert werden.
Wir arbeiten in der Stadt Chimoio und in einigen Distrikten der Provinz Manica.
Unsere Hauptzielgruppen sind Frauen, Mädchen und Kinder, die von Gewalt und Aids direkt oder indirekt betroffen sind.
 
LeMuSiCa und Aids – Streiflichter von Judith Christner
Kinder, Jugendliche und Familien, die entweder selbst HIV positiv oder deren Eltern an Aids gestorben sind erhalten vielfältige Unterstützung in ihrem Alltag und Begleitung bei der medizinischen und psychologischen Behandlung.
 
 
Auch bei Lemusica spiegelt sich die Statistik in der Realität wieder:
Von 2004 - 2015 sind 11 MitarbeiterInnen an Aids erkrankt, 5 davon sind inzwischen gestorben.
6 Kinder, die heute im Projekt leben, haben Aids und werden antiretroviral behandelt.
Soweit die Zahlen, die uns bekannt sind.

Marcela war 32 Jahre, als sie im April 2004 starb – und nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Für mich war die Tragödie erkennbar – für viele andere, und vermutlich auch für sie selbst wohl eher nicht. Warum das so ist, habe ich auch nach so vielen Jahren leben und arbeiten in Mosambik nicht wirklich verstanden.
 
Marcela hat mit einem etwa 20 Jahre älteren Partner zusammengelebt, der im Jahre 2002 gestorben ist – mit allen Anzeichen dafür, dass die Todesursache Aids gewesensein muss.
Als ich im April 2003 – nach 6 Monaten Aufenthalt in Deutschland – wieder nach Chimoio ins Projekt zurückgekehrt war, habe ich Marcela mehrfach eindringlich gebeten, aufgefordert, den HIV-Test machen zu lassen, da Ihr Partner meiner Vermutung nach an Aids gestorben sei und sie selbst immer öfter „kränkelte“, von Husten und Malaria Attacken geschüttelt wurde und zusehends an Gewicht verlor.
Sie hat es nicht getan.
Im März 2004, begann der sichtbare und rapide Verfall einer jungen Frau in der Blüte ihres Lebens, die die Realität in ihrem Land, einschließlich ihrer eigenen Realität einfach nicht wahrnehmen wollte, konnte – keiner von uns kann darüber ein endgültiges Urteil fällen.
Sie starb im April.
Marcela hatte in unserem Kindergarten gearbeitet.
Sie hinterließ keine Kinder.
 

Gegen Ende des Jahres 2004 mussten wir auch an Candida, die in unserer Näherei gearbeitet hat, augenfällige und beängstigende Veränderungen feststellen. Bei ihr waren die Symptome weniger körperlicher, sondern mehr psychischer Art. Mehr und mehr entzog sie sich unserem Einflussbereich – es war ein Tod ohne Abschied, denn sie ist uns entglitten.
Am Ende hat sie jeden Besuch abgelehnt bzw. hat mit keinem., der sie besucht hat, auch nur ein Wort gesprochen; es war, als ob wir nicht mehr existierten.
All die Jahre, die wir gemeinsam mit ihr im Projekt verbracht hatten, schienen wie ausgelöscht.; Candida versank in einer Welt aus Düsternis, Abwehr und ganz offensichtlicher Trostlosigkeit.
Die Krankheit – Aids – hatte das Gehirn erreicht und verändert.
Im Sommer 2005 ist sie gestorben – sie hinterließ 2 erwachsene Kinder.
 

Auch Alice musste am Ende sterben, weil sie zu lange die Realität verdrängt hat, nicht wahrhaben wollte. Seit Jahren waren Husten und Schwächeanfälle auffällig, seit Jahren – ganz massiv seit Juni 2007 – habe ich ihr förmlich zugesetzt ,sie möge doch den Test machen lassen. Auch ihr Lebenspartner war ganz augenfällig – für den, der sehen wollte – an Aids gestorben.
Im Frühling 2008 war sie endlich so weit, sich dem Test und dem nicht unerwarteten, positivem Ergebnis zu stellen. Die Zahl der CD 4 Zellen war – entgegen meiner Befürchtungen – noch hoch, also noch kein Anlass für eine antiretrovirale Behandlung.
Doch ihr Zustand verschlechterte sich zusehends und augenfällig. Sie wurde immer schwächer, die Hustenanfälle nahmen an Häufigkeit und Schwere zu – schließlich war klar, sie hatte eine hochgradige Tuberkulose, sie schnellsten behandelt werden musste.
Das Ende dieser Behandlung hat sie nicht mehr erlebt.
 
Am 12. Juni 2008 habe ich geschrieben: „Alice, meine schwarze Schwester, meine schwierige Freundin, meine liebste Kollegin ist tot.“
 
Zitate aus dem Buch von Stephanie Nolen „28 Stories über Aids in Afrika“
„Wir brauchen eine neue Diagnostik – man kann die Tuberkulose nicht besiegen, wenn man sie nicht erkennt. Sie ist die ansteckenste der opportunistischen Infektionen. Wenn Du TB hast, läufst Du Gefahr, 15 – 20 Menschen anzustecken, bevor die Krankheit erkannt wird. Dennoch wird kaum in die TB Behandlung investiert, weil sie in den Industrieländern als nahezu besiegt gilt.“
 
„Das bedeutet eine Kehrtwendung in Bezug auf ausländische Hilfe. Jahrzehntelang lautete das diesbezügliche Credo: Lehrt die Menschen das Fischen. Schickt keine Lehrer und Krankenschwestern, sondern errichtet Ausbildungsstätten für Lehrer und baut ein staatliches Gesundheitswesen auf. Doch was Malawi jetzt braucht, sind Menschen, sagte Mwale. Das Fischen könnt Ihr uns später beibringen, meinte er unverblümt.“
 
„Das Entsetzliche an dieser Epidemie ist, dass der Tod nichts Heiliges und keine Bedeutung mehr hat. Ich gehe zu Lusakas vornehmen Einkaufsviertel, und da sind all diese Leute, die einkaufen und alles wirkt normal. Fünf Straßen weiter ist der Friedhof, wo all diese Leute begraben werden. Wie können wir einfach so weiter machen ? Wenn diese ganze Sache vorbei ist, werden alle innehalten und weinen. Doch im Moment sind wir empfindungslos.“
 
„Die Frauen in der Nachbarschaft ermutigten mich, es mit umalaya, Sex für Geld zu versuchen. Ich hatte Kinder, die etwas zu essen brauchten.“
 
„Du musst alles tun, um ihnen eine andere Kultur zu vermitteln. Wir brauchen eine Kultur, die Mädchen lehrt, sich zu behaupten, und die das Leben wertschätzt.“
 
„Gott hat seine Schuldigkeit an dem Tag getan, an dem er uns zeigte, wie Aids übertragen wird. Wenn Gott uns hätte bestrafen wollen, wüssten wir das immer noch nicht. Aber in den ersten 10 Jahren haben wir die Ursachen der Krankheit entdeckt und wie man sie verhindern kann. In den nächsten 5 Jahren haben wir herausgefunden, wie man das Leben verlängern kann. Gott hat uns den Verstand gegeben. Das war Gottes Beitrag. Alles Weitere hat mit Politik, Wirtschaft, Geschlechtszugehörigkeit und dem Zugang zu Ressourcen zu tun. Es geht um große, verwickelte Probleme – menschliche Probleme eben. Es ist so viel leichter, Gott anzurufen, statt sich mit Problemen auseinanderzusetzen.“
 
„Es ist nicht Gottes Wille, dass Menschen mit acht Jahren sterben. Oder mit zwölf oder mit dreißig. Gott gibt uns das Wissen und Können, das wir brauchen, um einen solchen Tod zu verhindern oder hinauszuschieben. Jetzt liegt es an uns, das Nötige zu tun. Es gibt keine andere Krankheit, bei der man mit der richtigen Therapie so viel erreicht.
Aids ist nicht wie Krebs. Durch die Kombination verschiedener Methoden der Prävention und den Schutz der Blutkonserven kann man die Krankheit zurückdrängen, wie in den USA bereits geschehen. Wir wissen, was geht. Wir können Aids besiegen, wenn wir das Richtige tun. Und was das ist, wissen wir.“
 
„Anita hätte einen Schutz gebraucht, über den sie nicht mit ihrem Mann verhandeln muss. Denn die Verwendung eines Kondoms erforderte seine Zustimmung.“
 
„Schwarzafrika macht nur ein Prozent des globalen Marktes für Pharmaprodukte aus. Entsprechend gering ist das Interesse der Pharmaindustrie.“
 
„Ich will mein Leben mit jemandem teilen und nicht an einen Mann abgeben, wie es Kultur und Gesellschaft hier verlangen.“
 
„Moleen wird im Alter von 32 Jahren an Aids sterben, und die Medikamente, die sie am leben halten würden, sind in der Apotheke um die Ecke zu kaufen.“
 
 
Aids hat viele Gesichter, die meisten zeigen ausgezehrte und abgemagerte Menschen, Hoffnungslosigkeit und Armut zeichnen ihr Leben.

Oft spricht man von Aidswaisen, Aidskranken, betroffen von Aids, Opfer von Gewalt …

Es gibt harte Zahlen, Fakten, Statistiken, die ihre vermeintliche Lebensrealität spiegeln ….

Doch die Kinder haben vor allem Gesichter und einen Namen:
Sie heißen Suzana, Magrete, Joaquina, Erica, Maria, Isaura, Cidalia, Julieta, Francisco, Rabeca ...... sie sind 3, 4, 7, 9, 12, 13, 14 und 16 Jahre alt.
 
Sie haben einen oder beide Elternteile durch Aids verloren, 6 Mädchen haben selbst Aids, 5 Mädchen wurden sexuell missbraucht – und ja, sie sind Opfer von Strukturen, die Gewalt und Krankheit zum festen Bestandteil des Alltags machen.

Doch hier bei LeMuSiCa sind sie vor allem Kinder, Jugendliche – unbeschwert, fröhlich, traurig, ärgerlich, fordernd, überschäumend, albern, ernsthaft, nachdenklich ……

Bei uns erhalten sie Liebe, Beständigkeit, Zuwendung, eine gute und ausgewogene Ernährung, Anerkennung, Förderung ihrer Fähigkeiten, medizinische Versorgung, psychosoziale und schulische Begleitung - Bausteine für ein fast normales Leben.

Neben der direkten Betreuung und Begleitung von Mädchen und Frauen, die von Aids betroffen sind, bilden Prävention und Sensibilisierung zu HIV/AIDS einen weiteren Schwerpunkt unserer Arbeit.
Kampanien an öffentlichen Plätzen, partizipative workshops im Projekt, in den Gemeinden und in Schulen , insbesondere für Jugendliche und Frauen, sind fester Bestandteil unseres Programms, in das wann immer möglich Schlüsselpersonen der Schulen und Gemeinden eingebunden werden.