Alte LeMuSiCa Rundbriefe

14. LeMuSiCa-Rundbrief Mai 2004
Seit 1. Mai sind wir im neuen, eigenen Haus und fühlen uns rundum wohl !
Geschafft, das Umzugschaos ist inzwischen geordnet, jede hat ihren Platz gefunden und die dazugehörenden Utensilien. Die einzelnen Funktionsbereiche wie Beratung, Kindergarten und Verwaltung sind nun klar voneinander getrennt, sodass für alle Beteiligten die Arbeit übersichtlicher, leichter und damit sicher auch besser wird. Selbst die 4 zum Zeitpunkt des Umzugs im Frauenhaus aufgenommenen Frauen konnten wir in den beiden kleinen, aber hellen, freundlichen und trockenen Kellerräumen des neuen Hauses zu deren vollster Zufriedenheit gut unterbringen. Alle Besucher – zuletzt der deutsche Botschafter aus Maputo in Begleitung von zwei Abgeordneten des deutschen Bundestages – sind hellauf begeistert von unserem Haus und seinem Ambiente.
Und dennoch ist die Freude nicht ungetrübt, denn wir konnten unsere Freundin, Mitarbeiterin und Gründungsmitglied von LEMUSICA, Marcela, nicht mehr mitnehmen. Sie ist am 4. April im Alter von 36 Jahren gestorben. Abgesehen von der Trauer und dem Schmerz um diesen frühen Tod sind wir als Organisation dadurch auch erstmals ganz direkt mit dem Thema Aids konfrontiert worden und haben dabei festgestellt, wie schwer uns der Umgang damit – abseits der Theorie – doch fällt. Wir neigen immer noch dazu, über die Dinge nicht direkt und offen zu sprechen, gerade wenn es sich um eine von uns handelt. Und wir haben auch mit Marcela nicht darüber gesprochen, mit Ausnahme von Judith.
Und doch hat sich etwas geändert, haben wir uns ein Stück weiter auf den Weg gemacht, die Tabus zu durchbrechen und uns dem Thema zu stellen – jede auf ihre Weise.
Der Kindergarten hat sich inzwischen gut in Tambara 2 etabliert: Wir betreuen 26 Kinder, davon 6 Waisen, die wir vor ihrem Eintritt mit Kleidung und Schuhen ausgestattet haben, damit sie sich den anderen Kindern gegenüber nicht herabgesetzt zu fühlen brauchen. Die Mädchengruppe, (sticken und reden) hat ebenfalls im neuen Haus Platz gefunden und ist durch die Teilnahme von 30 Waisen-Mädchen erheblich angewachsen. Die Näherei funktioniert nun auf etwas andere Weise als bisher: Zu einem Teil werden an die beiden Frauen Auftragsarbeiten von LEMUSICA vergeben, zum anderen Teil arbeiten sie mit ihrem eigenen Kundenkreis zu Hause.
In der Arbeit mit Waisenkindern hat sich in den beiden ersten Monaten bereits erstaunliches entwickelt und auch herumgesprochen. Neben der kontinuierlichen Betreuung von inzwischen 10 Familien mit 30 Waisenkindern, die wir mit Grundnahrungsmitteln und Kleidung versorgen, wenn nötig auch mit Decken und Bastmatten, die wir in Sachen Gesundheit und Hygiene aufklären und teilweise behandeln oder gegebenenfalls im Hospital behandeln lassen, deren Kinder wir in der Schule anmelden oder in unserem Kindergarten integrieren haben wir bereits damit begonnen, MultiplikatorInnen zu identifizieren und zu schulen und mit
Kindern und Jugendlichen über das Thema Aids zu sprechen. Derzeit findet das dritte Seminar dieser Art statt, das sich über 4 Tage erstreckt. In einem Bairro arbeiten wir eng mit einem Pastor zusammen, der mit seinen wenigen Mitteln bisher versucht hat, das gröbste Elend der Waisenkinder aufzufangen, ihnen einen Ort zum Verweilen und einen Brei, um den Magen zu füllen angeboten und nun mit LEMUSICA Partnerinnen gefunden hat, die ihn in seiner Arbeit stärken, begleiten und unterstützen. Heute war er im Projekt, um sich bei Judith ausdrücklich für die Unterstützung zu bedanken und ihr zu berichten, welch gute Arbeit die drei Frauen vor Ort leisten.
Im Bereich Beratung und Betreuung von Frauen in Not haben wir in den letzten Wochen 4 Fälle von sexuellen Missbrauch an Minderjährigen zur Anzeige gebracht und die Opfer auf ihrem schwierigen Weg durch die Instanzen begleitet. Bei zwei Seminaren in den Distrikten Guru und Catandica sind wir auf eine große und sehr interessierte Zuhörer- bzw. Teilnehmerzahl gestoßen, einschließlich Vertretern von Polizei, Sozialamt, Verwaltungsspitzen, Kirchen und traditionellen Autoritäten. Im Frauenhaus hatten wir für 4 Wochen eine geschlagene Frau untergebracht, die nun zu ihren Eltern und damit in den Schoß ihrer Familie zurückkehren konnte. Eine aus Zimbabwe geflüchtete Frau mit einem Kleinkind wurde von Judith und Andrea in Manica auf der Straße gefunden, geschwächt von Hunger und der vergeblichen Suche nach Angehörigen.
Sie konnte sich 4 Wochen bei uns erholen, doch nach der ergebnislosen Suche nach den Familienangehörigen in Mosambik mussten wir sie wieder nach Zimbabwe zurückführen, da sie sich illegal in Mosambik aufhielt.
Eine Woche haben wir an einem sehr intensiven Seminar zum Thema Genero/Gewalt und Aids teilgenommen, das von zwei Frauen des Forum Mulher aus Maputo in Chimoio für uns durchgeführt wurde. Neben inhaltlichen Aspekten wurden uns auch Methodenkompetenz und Moderationstechniken vermittelt, da die Öffentlichkeitsarbeit und die Schulung von Multiplikatorinnen in Zukunft ein Schwerpunkt unserer Arbeit sein wird. Es ist unmöglich für uns, alle Bereiche in den weitläufigen Distrikten und Bairros selbst abzudecken.
Heute gehen ganz besondere Grüße von Natalia, Alice und Francisca ins Wendland und zur Kulturellen Landpartie – die diesmal leider ohne uns
stattfindet ! Allen SpenderInnen und PartnerInnen unseres Projektes eine herzliches Danke schön und viele Grüße bis zum nächsten mal
LEMUSICA