LeMuSiCa Rundbriefe

21. LeMuSiCa - Rundbrief (Oktober 2015)
Kurz nach dem Versenden des letzten LeMuSiCa – Rundbriefes bin ich in die Ferien nach Deutschland gefahren.
Nach meiner Rückkehr Mitte Juni konnte ich feststellen, dass im Projekt alles weiterläuft, wie es sein soll und wie ich es auch erwartet habe, denn ich bereite meine endgültige Rückkehr nach Deutschland im Mai 2016 schon mit langer Hand vor. Achia
erweist sich als kompetente und starke Leitungspersönlichkeit, unterstützt von Dalia in der Verwaltung und Buchführung und vor allem hat sie inzwischen auch kontinuierliche Mechanismen in Sachen Team Entwicklung eingeleitet, die sie regelmäßig und konsequent durchführt. Dass es hin und wieder zu Reibungen kommt, ihre Erwartungshaltung ans Team sich nicht immer erfüllt und sie deshalb auch Enttäuschungen und Frustrationen wegstecken muss gehört zum Alltag in einem solchen Projekt und es ist ihre Stärke, sich davon nicht wirklich unterkriegen zu lassen. Es ist eben nicht nur ein langer Weg, die Zielgruppe von unseren Visionen und Missionen zu überzeugen, es braucht auch Zeit innerhalb des eigenen Teams, bis Eigenständigkeit und Selbstverantwortlich für alle eine Selbstverständlichkeit werden. Sie selbst hat mir immer wieder erklärt, dass es Teil der mosambikanischen Mentalität sei, auf Anweisungen zu warten, obgleich sie seit Jahren einen Stil pflegt, der von Offenheit geprägt ist und den MitarbeiterInnen große Handlungsspielräume lässt. Doch nicht immer wird das so verstanden, wie es gemeint ist und muss von daher ständig wieder klar gemacht werden.
 
LeMuSiCa ist seit Kurzem im Vorstand von Forum Mulher vertreten, da wir als starke und aktive Mitgliedsorganisation nun auch mehr in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden sollen.
 
Innerhalb der Provinz Manica werden wir von Organisationen , die landesweit operieren immer wieder als Ansprechpartnerin gesehen und angesprochen, um vor Ort Aktionen gegen Gewalt und Missbrauch gegen Frauen und Mädchen zu organisieren und zu koordinieren.
 
Im Rahmen der der Gipfelkonferenz der SADC Staaten in Botswana waren 2 LeMuSiCa Frauen ( Achia und Oraria) zur Teilnahme in Repräsentation der Provinz Manica eingeladen. Die Frauen der Mitgliedsstaaten waren aufgefordert worden, die spezifischen Probleme des jeweiligen Landes und der jeweiligen Provinzen den dort versammelten Staatschefs vorzutragen, damit die Interessen und Besorgnisse der Frauen auch auf höchster Ebene Berücksichtigung finden.
 
Im Oktober nahm Achia gemeinsam mit Frauen aus allen Provinzen von Mosambik an der Schlussveranstaltung 4. Aktion des Weltmarsches der Frauen in Kenia teil. Als Beitrag von LeMuSiCa zu diesem Ereignis hatte Mirel ein Banner gemalt, das vielseitige Beachtung fand.
 
Im Zusammenhang unserer Partnerschaft mit Forum Mulher wurden wir gebeten die Organisation Nafete in Tete in Form eines Seminars über die politische Beteiligung von Frauen zu unterstützen und danach eine öffentliche Kundgebung mit ihnen gemeinsam zu organisieren, die die Themen häusliche Gewalt, Umweltverschmutzung und widerrechtliche Besitzergreifung der Grundstücke vieler Familien, um sie Großinvestoren zu übergeben, aufgegriffen hat.
 
Eine vielbeachtete Aktion von LeMuSiCa fand im Juni in Chimoio und Manica statt:
 
Anlass: In den Medien wurde bekanntgegeben, dass der mosambikanische Sänger Rene de Lamarques, bekannt als "Rei Anaconda" , seine 14-jährige Stieftochter vergewaltigt hatte.
 
Als Reaktion auf diese Meldung entschloss sich LeMuSiCa spontan zu einem symbolischen Akt am Platz der Unabhängigkeit , um öffentlich Anklage gegen diese und viele weitere Vergewaltigungen und Missbrauchshandlungen im Land zu erheben und die Gesellschaft dazu aufzufordern, aktiv dagegen vorzugehen:
 
"Wir fordern Verhaltensänderungen im einzelnen und strukturelle Änderungen auf politischer Ebene ! Frauen und Mädchen sind nicht Eigentum der Männer und Instrumente für ihr Vergnügen und ihre Befriedigung. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist auch ein strukturelles Problem und charakteristisch für das patriarchalische und kapitalistische System. Es wird als Kontrollinstrument benutzt, um das Leben, die Körper und die Sexualität von Frauen und Mädchen zu kontrollieren – von Männern, von Institutionen bis hin zum Staat.
Wir fordern die konsequente Verfolgung und Verurteilungen solcher Straftaten, die auf der Grundlage der bestehenden Gesetze möglich ist. "
 
Leider wird diese Forderung nicht immer und vor allem nicht umgehend erfüllt und nicht alles können wir als Organisation selbst in die Hand nehmen. Die beiden festgenommenen Vergewaltiger des im letzten Rundbrief erwähnten 14-jährigen Mädchens sitzen in Haft und warten auf ihre Verurteilung, die beiden anderen Beteiligten sind immer noch flüchtig bzw. bis heute nicht in das Bairro zurückgekehrt, in dem die Tat geschehen ist. Wir vermuten, dass die Polizei auch wenig Anstrengung unternimmt, sie zu suchen und zu finden.
 
Ende Mai wurden 2 weitere Mädchen im Alter von 7 und 13 Jahren über die Polizei (Anlaufstelle für Opfer häuslicher Gewalt) zu uns ins Zentrum gebracht, mit der Bitte um Unterbringung. Die 7-jährige Celina war von ihrem Stiefvater mehrfach vergewaltigt worden und befindet sich seit dem bei uns in psychosozialer Betreuung, nachdem sie zunächst zu einer ärztlichen Untersuchung und zur Vorstellung bei einem Psychologen begleitet worden war. Die Vergewaltigung wurde eindeutig festgestellt und der Vergewaltiger sitzt in Haft. Einen Monat, nach dem wir Celina aufgenommen hatten, verstarb ihre Mutter.
 
Die 13-jährige Joaquina war von der Schwester ihrer Stiefmutter schwer misshandelt worden und der eigene Vater hatte sich in diesen Fällen immer auf die Seite der Familie der Stiefmutter gestellt. Außerdem war es für das Mädchen schwierig, sich dem Vater anzuvertrauen, da dieser die meiste Zeit außerhalb des familiären Kontextes lebt, denn er arbeitet in Tete, ca. 600 km von Chimoio entfernt.
Joaquina soll zunächst bis zum Jahresende bei uns bleiben, während wir mit der Familie Gespräche über die Situation führen und gemeinsam eine Lösung erarbeiten wollen.
 
Über die Polizei kam ein weiteres 13-jähriges Mädchen zu uns, das auf der Straße aufgegriffen wurde.
Die Unterhaltung mit Judite gestaltete sich schwierig, da sie keine konkrete Auskunft über ihre Herkunft und Familie geben wollte. Sie präsentierte uns verschiedene Versionen und wir versuchten, gemeinsam mit der Polizei, über die wenigen Ansatzpunkte die Familie ausfindig zu machen. Judite war auch nicht in der Lage oder nicht willens, uns das Haus zu zeigen, in dem sie wohnt , angeblich erinnere sie sich nicht an den Weg dorthin.
Nach einem Monat erschienen zwei Mädchen bei uns im Zentrum, die sagten, sie seien die Cousinen von Judite und gaben uns die Telefonnummer der Mutter. Wir holten die Mutter, die sich in einem schlechten, gesundheitlichen Zustand befand, zu einem Gespräch ins Zentrum, um die Situation zu klären. Es stellte sich heraus, dass Judite von zu Hause weggelaufen war, weil ihre Mutter und ihr Stiefvater entdeckt hatten, dass sie seit Wochen nicht mehr die Schule besucht hatte. Die Mutter meldete sie als vermisst bei derselben Dienststelle, die Judite zu uns ins Zentrum gebracht hatte. Soviel zum Thema interne Koordination bei der Polizei.
Inzwischen ist Judite zu ihrer Familie zurückgekehrt. Der Mutter haben wir Begleitung bei ihren gesundheitlichen Problemen angeboten und der Tochter klargemacht, dass sie bei LeMuSiCa immer eine offene Tür findet. Denn es bleibt ein wenig das Gefühl zurück, dass hinter der ganzen Sache doch noch etwas anderes steckt, worüber Judite vielleicht später einmal reden möchte.
 
Das Jahr geht dem Ende entgegen, wir haben bereits mit den Neueinschreibungen für unseren Kindergarten und den Schulanmeldungen unserer Zielgruppe begonnen, da es sich bei letzterem immer um einen sehr zeitaufwendigen und komplizierten Prozess handelt.
Wir planen außerdem gerade die Aktionen, die wir anlässlich der 16 Tage gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen ab dem 25.11.2015 durchführen wollen und natürlich haben wir auch schon das Weihnachtsfest und die Weihnachtstage für die Kinder in unserem Zentrum im Blick.
 
Dafür bitten wir nun auch wieder um einen kleinen Beitrag, damit wir mit den Kindern einen kleinen Weihnachtsausflug machen können und es beim Weihnachtsfest ein angemessenes Festmahl, einschließlich Plätzchen und Kuchen geben kann. Auch kleine Geschenke unter dem Weihnachtsbaum sollen nicht fehlen, wobei wir da vor allem an neue Kleidung und vielleicht Schulrucksäcke für die bei uns lebenden Kinder denken. Der Grundstock dafür wurde bereits gelegt, als bei meinem letzten Besuch in Deutschland im Hause meiner Freundin Christine ein Benefiz-Konzert zu Gunsten von LeMuSiCa stattfand ! Auf diesem Weg noch einmal herzlichen Dank dafür !
 
Wir danken allen, die uns immer wieder unterstützt haben und noch unterstützen, mit regelmäßigen, persönlichen oder gezielten und gebündelten Spenden , die es uns ermöglichen, neben der gesicherten Grundfinanzierung zusätzliche Bedürfnisse oder Notwendigkeiten zu erfüllen.
Und falls jemand andere Menschen über unsere Arbeit informieren und vielleicht für uns gewinnen möchte, der kann nun die Adresse unserer Website weitergeben:
 
 
Dank den Frauen im Emsland, die uns mit einer kompetenten und bezahlbaren Firma in Verbindung gebracht haben, ist aus dem lang gehegten Wunsch einer eigenen hompage nun Wirklichkeit geworden.
Und, zu guter Letzt, freuen wir uns auf den Besuch von Ortrud als Vertreterin des Vereins Frauen für Frauen im Wendland, die wir am 7. November erwarten und die mit uns die Aktionstage gegen Gewalt gegen Frauen teilen wird.
Im Dezember erwarten wir dann Uli, die mit uns und den Kindern Weihnachten feiern und uns bei den Vorbereitungen helfen wird.
 
In diesem Sinne eine schöne Advents- und Weihnachtszeit und schon jetzt auch die besten Wünschen für ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2016.
 
Judith und LeMuSiCa
 
Im Anhang ein paar Fotos von der Aktion im Juni und Achia mit dem Banner in Kenia.
 
Alle SpenderInnen, die eine Spendenbescheinigung benötigen bitten wir, ihre Anschrift auf dem Überweisungsträger zu vermerken.
 
Spenden:
Frauen für Frauen e.V. Lüchow“ Stichwort LEMUSICA
Bankverbindung: Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg, BLZ: 25850110, KtoNr.: 44043842
IBAN des dt.Kontos: DE 35 2585 0110 0044 0169 70; SWIFT-BIC: NOLADE21UEL